Vom experimentellen Underground zum international anerkannten Filmfestival*

exground filmfest gehört seit Jahren zu den größten und wichtigsten Filmfestivals in Hessen – mit sehr guter Resonanz weit über die Landesgrenzen hinaus. So sind die Zuschauerzahlen von 1990 bis 2024 um fast 650 % auf rund 15.000 gestiegen. Jedes Jahr ist exground filmfest an zehn Tagen im November aber nicht nur ein wichtiger Anziehungspunkt für Filmbegeisterte aus nah und fern, sondern auch ein wichtiges Diskussionsforum für rund 250 akkreditierte Journalisten, Fachbesucherinnen und Gäste aus der Filmbranche – also für wichtige Multiplikatoren aus der Branche und darüber hinaus.
Im Jahr 2025 findet das Festival zum 38. Mal statt – Grund genug, einen Blick zurückzuwerfen und die wichtigsten Entwicklungen seit der Gründung von exground filmfest noch einmal Revue passieren zu lassen.
Klares Programmprofil
exground filmfest steht für Qualität und spannende Unterhaltung. Von Anfang an richtete das Organisationsteam seinen Blick auf das Kino fernab der Hollywood-Produktionen und bietet ein „anspruchsvolles Programm aus internationalen Lang- und Kurzfilmen jenseits der Erstaufführungskino-Ware“ (Frankfurter Rundschau, 13. November 2001). Feste Bestandteile des Festivals sind unabhängige US-Produktionen („American Independents“), neue asiatische Filme („News from Asia“ – später im Rahmen der Reihe „International“ und ab 2021 in der Reihe „World Cinema“) sowie internationale Lang- und Kurzfilmprogramme – vielfach als Europa- oder Deutschland-Premieren.

Abgerundet wird das Programm von wechselnden Länderschwerpunkten (2001 & 2008: Spanien, 2002: Fennoskandien, 2003: Österreich, 2004: Großbritannien, 2005: Frankreich, 2006: Kanada, 2007: Benelux, 2009: Schweden, 2010: Lateinamerika, 2011: Israel, 2012: Schweiz, 2013: Neuseeland, 2014: Mexiko, 2015: Griechenland, 2016: Iran, 2017: Türkei, 2018: Brasilien, 2019: Philippinen, 2020: Italien, 2021: USA, 2022: Portugal, 2023: Chile), Retrospektiven/Sonderreihen (2002: Pedro Almodóvar, 2003: Michael Haneke, 2004: Mike Figgis, 2005: Claire Denis, 2006: David Cronenberg, 2007: Highlights aus den ersten 20 exground-Festivals, 2008: Julio Médem, 2009: Roy Andersson, 2010: Ulli Lommel, 2011: Eyal Sivan, 2012: Highlights aus den ersten 25 exground-Festivals; 2022: Teresa Villaverde), Dokumentationen und zahlreiche Wettbewerbe.
Zur 37. Festivalausgabe im Jahre 2024 wurde der angestammte Länderschwerpunkt erstmals von einem Themenfokus abgelöst – Filmen zum Thema „Flucht und Vertreibung“ war eine eigene Festivalreihe gewidmet.
Lohn für die seit Jahren ausschließlich ehrenamtliche Arbeit des Organisationsteams: die Verleihung des Kulturpreises 2000 durch die Landeshauptstadt Wiesbaden – und natürlich die inzwischen hohe Akzeptanz und Resonanz in der Branche und beim Publikum.
1990: Den Anfang machen experimentelle, unabhängig produzierte Filme …

Dass sich exground filmfest so schnell zu einem Filmfestival internationalen Formats entwickeln würde – davon wagten sicherlich seine Gründungsmütter und -väter nicht einmal zu träumen. Im Jahr 1990 taten sich in Wiesbaden sechs Filmbegeisterte zusammen und gründeten den Verein Wiesbadener Kinofestival – mit dem Ziel, ein Filmfestival mit Avantgarde- und Underground-Produktionen
zu veranstalten und damit einen Kontrapunkt zum öden Einerlei in der heimischen Kinolandschaft zu setzen. Das Angebot an anspruchsvollen und künstlerischen Filmen war in Wiesbaden zu dieser Zeit sehr eingeschränkt. Alle Kinos der Stadt gehörten einem Betreiber, und der zeigte vor allem Kassenschlager aus Hollywood. Hinzu kam, dass es zu dieser Zeit noch kein Programmkino in Wiesbaden gab – also eine Spielstätte für Produktionen abseits des kommerziell geprägten Mainstreams.
Ein Filmfestival braucht auch einen Namen. Da die Schwerpunkte des Festivals experimentelle Filme und Underground-Produktionen waren, lag ein daraus zusammengesetztes Wort nahe: „exground“. Hinzu kam in den Anfangsjahren des Festivals „on screen“ – auf der Leinwand. So war der Festivalname „exground on screen“ geboren.
… und US-Produktionen aus dem Underground

In den ersten beiden Jahren fand das Festival zweimal pro Jahr an jeweils vier
Tagen statt. Bei der Premiere im April 1990 präsentierte das Festivalteam dem
Kurstadtpublikum Größen des Independent-Films aus New York wie Richard
Kern und Lydia Lunch, und im Vergleich dazu die frühen Filme von Andy Warhol
wie SLEEP und EMPIRE. Dieses weltbekannte filmische Werk von Warhol
zeigt mit feststehender Kamera acht Stunden lang das Empire State Building
in Manhattan. Man kann also mit Fug und Recht behaupten: Bereits bei der Premiere von exground filmfest nahmen die „American Independents“ viel Raum
im Programm ein – und das ist bis heute so geblieben. Beim zweiten exground
on screen im Herbst 1990 umfasste das Programm
unter anderem Rosa von Praunheims
AIDS-TRILOGIE und Musikfilme über die „Einstürzenden
Neubauten“ und die jugoslawische
Band „Laibach“. Daneben präsentierten
Filmstudentinnen aus Wiesbaden und Offenbach
ihre Arbeiten einem interessierten und
Experimenten aufgeschlossenen Publikum.
1992–95: Aus zwei mach eins
Nach zwei weiteren Festivals, in denen unter anderem skurrile Ausgrabungen
wie DER SCHWEIGENDE STERN, ein in den 1960er-Jahren in der DDR gedrehter
Sciencefiction, und BARBARELLA gezeigt worden waren, veränderte sich die
Struktur von exground filmfest: Von 1992 bis 1995 fand das Festival nur noch
einmal im Jahr über fünf bis sechs Tage statt. Programm-Highlights aus diesen frühen Jahren des Festivals waren sicherlich die Deutschland-Premiere des
umstrittenen belgischen Films MANN BEISST HUND, das Frühwerk von Peter
Jackson einschließlich des inzwischen zum Kultfilm avancierten Films BRAINDEAD,
eine Retrospektive zu Ehren der deutschen Ikone des Splatterfilms, Jörg
Buttgereit, und ein Abel-Ferrara-Special mit Filmen wie BAD LIEUTENANT und
KING OF NEW YORK.
1993: Geburtsstunde des Deutschen Kurzfilm-Wettbewerbs …

Bundes 1. Preisträger im Deutschen Kurzfilm-Wettbewerb: Christoph Schuch (rechts)
1993 rief exground filmfest einen bis heute erfolgreichen Deutschen Kurzfilm-Wettbewerb ins Leben – und läutete damit den Siegeszug des Kurzfilms in der hessischen Landeshauptstadt ein.
Seitdem hat sich diese Veranstaltung zu einem regelrechten Publikumsmagneten entwickelt, in Wiesbaden, um Wiesbaden herum und weit darüber hinaus: Immer mehr Zuschauer und Zuschauerinnen aus nah und fern wollen mit abstimmen, welche Filmschaffenden das Preisgeld von insgesamt 6.000 EUR mit nach Hause nehmen dürfen. Denn bei allen Überraschungen, die exground filmfest jedes Jahr aufs Neue bereithält – eines ist sicher: Die Vorstellungen des Kurzfilm-Wettbewerbs sind immer sehr schnell bis auf den letzten Platz ausverkauft! Die Preisverleihung findet immer am letzten Festivaltag statt – im Anschluss an die zweite Vorführung der 10–15 Wettbewerbsfilme, die in Deutschland produziert sein müssen und die allerhöchstens eine Laufzeit von 20 Minuten haben dürfen.
… später flankiert vom Internationalen ON-VIDEO-Preis

Apropos Wettbewerbe: Im Jahr 2002 vergab eine Fachjury erstmals exgrounds ON-VIDEO Preis für den besten internationalen Kurzfilm auf Videoformat in Höhe von 1.000 EUR. Eine internationale Jury entscheidet jedes Jahr aufs Neue, welcher Regisseur oder welche Regisseurin den Preis für den „besten Film“ auf Videoformat mit nach Hause nehmen darf. Mit dem neuen Wettbewerb war das Ziel verbunden, auch Nachwuchskünstlern ein Forum zu bieten, die aus Kostengründen ihre Werke nicht auf Filmmaterial drehen, sondern auf das wesentlich preisgünstigere Medium Video ausweichen. Und der Erfolg gibt dem Festivalteam recht: Inzwischen werden so viele künstlerisch interessante und professionell produzierte Kurzfilme von maximal 20 Minuten zum Internationalen ON-VIDEO-Wettbewerb eingereicht, dass sich die Zahl der Screenings von Festival zu Festival deutlich erhöht hat.
Mitte der 90er-Jahre: Der Kurzfilm erhält ein größeres Gewicht …
Die verstärkte Zuwendung zum Kurzfilm seit Mitte der 1990er-Jahre fand seine programmatische Struktur in thematisch gebundenen Reihen (zum Beispiel zu den Themen „Wohnraum“, „Musik“, „Arbeit“, „Strange Love“ und „Flucht“), Länderprogrammen (zum Beispiel Österreich, USA, Fennoskandien, Schottland, Brasilien, China, Niederlande, Spanien, Iran und den Philippinen), genrespezifischen Kurzfilmsektionen (zum Beispiel Experimentalfilme, Animationen, Dokumentarfilme oder Musikclips) – und im Jahr 2008 erstmals in einem Kurzfilmprogramm von einem Künstler, in diesem Fall der renommierten russischen Regisseurin Alina Rudnitskaya, und 2012 von Igor Aljenikov, dem russischen Begründer des parallelen Films. Seither hat exground filmfest unzählige Kurzfilme von international renommierten Regisseuren und Regisseurinnen sowie vielversprechenden Talenten gezeigt – kreativ-fantastische Fingerübungen ebenso wie hochprofessionell produzierte und prämierte Kurzstücke. Weit mehr als einmal lag das Festivalteam mit seiner Auswahl ganz weit vorne – so feierten einige Kurzfilme bereits in Wiesbaden ihre Premiere, bevor sie für den Oscar nominiert oder sogar damit ausgezeichnet wurden. Ein Beispiel unter vielen für den geschulten Blick des Sichtungsteams: Die Kurzdokumentation FERRY TALES der deutschen Regisseurin Katja Esson feierte im Jahr 2003 ihre Europa-Premiere
in der hessischen Landeshauptstadt – und wurde nur wenige Wochen später für den Oscar nominiert.
… und die Reihe „News from Asia“ wird ins Leben gerufen

1995 begründete exground filmfest mit Filmen von Takeshi Kitano und Wong Kar-wai die Reihe „News from Asia“, die seitdem fester Bestandteil des Festivals ist (seit 2012 allerdings nicht mehr als eigene Festivalreihe, sondern im Rahmen der Sektion „International“ bzw. World Cinema). So
waren zum Beispiel japanische, südkoreanische und thailändische Produktionen,
aber auch Filme aus Taiwan und Singapur bereits in Hessens Landeshauptstadt
zu sehen, lange bevor sie hierzulande „in Mode“ kamen und auch einem breiteren Publikum zugänglich gemacht wurden. Auch hier erwies sich das Sichtungsteam
als verlässlicher Seismograf für neueste Entwicklungen und Trends auf dem internationalen Filmmarkt. Zu den Höhepunkten des asiatischen Programmschwerpunkts von exground filmfest gehörten sicherlich einige Filme des inzwischen international renommierten Takeshi Kitano, aber auch die Deutschland-Premieren von IN THE MOOD FOR LOVE von Wong Karwai, 9 SOULS von Toshiaki Toyoda (neben Takashi Miike einer der interessantesten Vertreter des neuen japanischen Kinos) sowie M von Ryuichi Hiroki. In den Jahren 2011 und 2012 widmete exground filmfest dem neuen philippinischen Kino einen eigenen Schwerpunkt – unter anderem mit der Deutschland-Premiere von MONDOMANILA OR: HOW I FIXED MY HAIR AFTER A RATHER LONG JOURNEY des international renommierten Filmemachers Khavn De La Cruz.
1997: Das Programm bekommt einen fest umrissenen Rahmen
Der gestiegene Anspruch der Festivalmacherinnen, noch mehr interessante Filme
aus der ganzen Welt nach Wiesbaden zu bringen, veränderte die Struktur
des Festivals erneut. 1995 kam eine zweite Spielstätte hinzu, ab 1996 wurde die
„Laufzeit“ von exground filmfest auf zehn Tage ausgedehnt, und 1997 schuf das
Organisationsteam einen festen programmatischen Rahmen für das Festival mit
den Sektionen American Independents, News from Asia, International, Shorts
– sowie Events wie Konzerte und Partys. In den folgenden Jahren wurden die
Sektionen um die immer wichtigeren Dokumentarfilme, um Länderschwerpunkte,
Retrospektiven, Lesungen, Ausstellungen, Podiumsdiskussionen, Filmemachergespräche
und Hörspiele (!) im Kino erweitert. Gleichzeitig kamen weitere
Wettbewerbe und Spielstätten hinzu.
1999: Aus exground on screen wird exground filmfest

1999 fand das Filmfest dann zu seinem endgültigen Namen „exground filmfest“. In den vergangenen 34 Jahren besuchten fast 400.000 Zuschauer und Zuschauerinnen die Veranstaltungen. Spätere Bundesfilmpreisträger wie Oskar Röhler, der Academy-Award-Gewinner Les Bernstien und die unter anderem mit dem Grimme- und dem Deutschen Fernsehpreis prämierte Josefine Preuß präsentierten in Wiesbaden ihre Filme. Zudem zeigten inzwischen etablierte deutsche Regietalente ihre Werke in der Caligari FilmBühne, darunter Aylin Tezel ihr Regiedebüt FALLING INTO PLACE und Sophie Linnenbaum ihren ersten Langspielfilm THE ORDINARIES. Darüber hinaus gewann Axel Ranisch mit seinem Spielfilm ICH FÜHL MICH DISCO den Publikumspreis im Internationalen Jugendfilm-Wettbewerb der exground youth days. Dass der Name exground filmfest im In- und Ausland einen guten Klang hat, zeigen auch die inzwischen über 2.000 Einreichungen für das internationale Programm und die Wettbewerbe. Viele Filme von weltweit renommierten Regisseuren und Schauspielerinnen hatten in Wiesbaden ihre Deutschland- oder Europa-Premiere, unter anderem von Quentin Tarantino, Mike Figgis, Wayne Wang, Peter Jackson, Abel Ferrara, Hal Hartley, Gregg Araki, Wong Kar-wai, Takeshi Kitano, Kijoshi Kurosawa, Julian Schnabel, Christopher Walken und Tim Burton. Immer wieder hat das Team von exground filmfest unter Beweis gestellt, dass es „(…) als ein verlässlicher Seismograph (arbeitet), der anzeigt, wo im internationalen Film etwas los ist“ (Strandgut, November 2002).
2004: Mit den „youth days“ auf Verjüngungskur

Mit den „youth days“ bietet exground filmfest seit 2004 ein Forum, um Jugendliche
ab zwölf Jahren an das Medium Film heranzuführen – über die Einheitskost im Fernsehen und Kino weit hinaus. Mit diesem Schritt wollte das Veranstaltungsteam des Festivals gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen – und dies mit Erfolg: Einerseits sahen sie darin die Möglichkeit, 12- bis 18-Jährige über das internationale Jugendfilmprogramm hinaus an das cineastische Angebot von exground filmfest heranzuführen und damit einen jüngeren Publikumskreis zu erschließen – und andererseits die Chance, mittelfristig das Festivalteam selbst deutlich zu verjüngen und damit die Zukunft von exground filmfest zu sichern.
2005: Drei neue Wettbewerbe werden aus der Taufe gehoben

Im Jahr 2005 wurde das Jugendfilmfestival im Festival zum „youth
days – Internationalen Jugendfilm-Wettbewerb“ ausgebaut und
mit einem Preisgeld von 2.500 EUR dotiert, über deren Vergabe seitdem
eine fünfköpfige Jury aus Wiesbadener Schülern und Schülerinnen
entscheidet. Die dafür ausgewählten Filme aus aller Welt zeichnen sich
dadurch aus, dass darin die Regisseure und Regisseurinnen die Lebenswirklichkeit von Jugendlichen nicht aus der Erwachsenenperspektive thematisieren, sondern unmittelbare Identifikationsmöglichkeiten bieten – auch weil die Filme zum Teil in Zusammenarbeit mit jugendlichen (Laien-) Darstellern konzipiert werden. 2005 wurden die „youth days“ um den „Wiesbadener Jugendfilm-Wettbewerb“ erweitert: Seitdem haben Nachwuchstalente im Alter von zwölf bis 18 Jahren die Chance, ihre Filme einem großen Publikum zu präsentieren, das über den Sieger bzw. die Siegerin entscheidet. Und seit 2007 ist dieser Kurzfilm-Wettbewerb für einheimische Jugendliche mit einem Preisgeld von 450 EUR (ab 2017: 500 EUR) dotiert, das bis 2018 von der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung gestiftet wurde. Im Folgejahr übernahm das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst die Finanzierung des Preisgeldes – und seit 2021 der Wiesbadener Kinofestival e. V. Seit 2016 stiftet zudem der Mainzer Apple-Händler ergo sum einen Sachpreis für den zweiten Platz im Wiesbadener Jugendfilm-Wettbewerb, der anfangs mit 150 EUR und seit 2023 mit 200 EUR dotiert ist.
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Gemäß dieser Maxime wurde neben den beiden Wettbewerben im Rahmen der „youth days“ im Jahr 2005 der „Wiesbaden-Special – Kurzfilm-Wettbewerb“ aus der Taufe gehoben. Bereits zur Premiere erfreute sich dieser mit 500 EUR dotierte Publikumswettbewerb
rund um den besten Kurzfilm eines einheimischen Regieschaffenden eines großen Zuschauerzuspruchs. Und das Festivalteam bewies bei der Zusammenstellung des Programms einmal mehr sein glückliches Händchen: Der erste Preisträgerfilm, Stephan Müllers MR. SCHWARTZ, MR. HAZEN & MR. HORLOCKER, wurde danach auf zahlreichen internationalen Festivals ausgezeichnet – sogar auf den Internationalen Filmfestspielen in Cannes. Ähnlich erfolgreich waren der Siegerfilm von 2006, BENIDORM von Carolin Schmitz, der anschließend unter anderem den Deutschen Filmpreis gewann, und der Siegerfilm von 2008, BETWEEN von Tim Bollinger, der dafür den Hessischen Hochschulfilmpreis verliehen bekam. Erfreulicher Nebeneffekt: Solche Erfolge bestärken die Veranstalterinnen von exground filmfest auch in ihrem mit dem Wettbewerb verbundenen Bekenntnis zum Festivalstandort Wiesbaden.
2007: 20-mal exground filmfest sind mehr als ein Grund zum Feiern

Schon vor Beginn des Festivals konnten die Veranstalter von exground filmfest einen neuen Rekord vermelden: Mehr als 2.500 Kurz- und Langfilme wurden zur Sichtung eingereicht – rund 300 Werke aus 37 Ländern schafften es, dem strengen Urteil der Fachkommission standzuhalten, darunter natürlich auch einige auf anderen Festivals entdeckte Filmperlen. exground filmfest 2007 zeigte
also wie gewohnt die Highlights aus dem weltweiten Programm von unabhängig produzierten Kurz- und Langfilmen: das Beste aus 365 Tagen Sichtungen und Festivalbesuchen.
Auch bei den Gästen setzten die Festivalmacherinnen eine liebgewonnene Traditionfort: Viele Filmemacher, Schauspielerinnen und Kameraleute aus der ganzen Welt präsentierten ihre Filme dem Wiesbadener Publikum wieder persönlich und diskutierten mit den Zuschauern und Zuschauerinnen darüber. Die Gäste sorgten damit wieder einmal für das einzigartige internationale, aber gleichzeitig
intime Flair von exground filmfest und lenkten den Blick wenigstens für zehn Tage auf andere Kulturen und Mentalitäten.
Anlässlich der 20. Auflage von exground filmfest hatte sich das Veranstaltungsteam von exground filmfest ein spezielles „Schmankerl“ ausgedacht: Es zeigte noch einmal Highlights aus den vergangenen 19 Festivals, darunter so unterschiedliche Werke wie das Splatter-Movie NEKROMANTIK von Jörg Buttgereit, die Charakterstudie von Abel Ferrara über einen korrupten Polizisten, BAD LIEUTENANT (in der Hauptrolle: Harvey Keitel), den Kultfilm des Kanadiers Bruce McDonald, ROADKILL, den Skandalfilm des berühmten US-Fotografen und -Filmemachers Larry Clark, KEN PARK, und CHUNGKING EXPRESS, mit dem Wong Kar-wai aus Hongkong seinen Siegeszug auf den internationalen Festivals angetreten hatte.
2008: Drei neue Veranstaltungen belegen ungebrochene Innovationskraft
Zur 21. Auflage von exground filmfest feierte ein weiterer internationaler Wettbewerb seine erfolgreiche Premiere unter anderem in Wiesbaden: Im Rahmen der vom Londoner Institute of Contemporary Arts organisierten Veranstaltung BETTING ON SHORTS zeigten die Filmfestivals in Athen, Barcelona, Istanbul, London, Maribor, München, Neapel, Novi Sad, Paris, Posen, Stockholm und Wiesbaden am 21. November 2008 ein Wettbewerbsprogramm aus internationalen Kurzfilmen zum Thema „Money, Money, Money“. Der Clou an der Sache: Das Publikum war eingeladen, vor Ausstrahlung des Programms Wetten auf den Gewinnerfilm in Wiesbaden und den europaweiten Gesamtsieger abzuschließen. Basis für die Wetten waren eine kurze Inhaltsangabe des Films, ein Standbild sowie eine kurze Biografie des Regisseurs bzw. der Regisseurin; diese Informationen erhielt das Publikum rund zwei Stunden vor Beginn des Programms.
Zudem wurden kurze Clips der ausgewählten Filme ab dem 15. November 2008 auf der Website www.bettingonshorts.com und in den teilnehmenden Veranstaltungsorten gezeigt.

Auf ebenso große Resonanz traf eine weitere Neuerung beim exground filmfest: Das Organisationsteam schaffte es endlich, die mittlerweile in ganz Europa erfolgreiche Hamburger Truppe von A WALL IS A SCREEN nach Wiesbaden zu holen. Rund 200 Kurzfilmfans beteiligten sich an diesem cineastischen Abendrundgang durch die Innenstadt von Wiesbaden. Dabei wurden die Straßen zum Kinosaal und die Fassaden der Häuser zur Leinwand für die Lichtspiele. Nach dem großen Premierenerfolg kehrte A WALL IS A SCREEN pünktlich zur Eröffnung von exground filmfest 22 in die hessische Landeshauptstadt zurück – passend zu Freitag, dem 13. November 2009, mit Horrorfilmen im Gepäck. Und dieses Mal wollten sogar fast 500 Zuschauerinnen das Spektakel live erleben! Und auch 2010 schlossen sich wieder hunderte von Zuschauern dem „Lindwurm“ an – auf seiner Route von der Caligari FilmBühne zur Eröffnungsparty im Kulturpalast. Jahrelang war A WALL IS A SCREEN ein nicht mehr wegzudenkender
Bestandteil von exground filmfest – und die große Resonanz zeigte, dass diese ungewöhnliche Form des Kinos auch seine Fans in Wiesbaden gefunden hatte, selbst bei Regen oder Schnee!
Zudem präsentierte exground filmfest in Zusammenarbeit mit der Europäischen Filmakademie im Jahr 2008 erstmals alle für den Europäischen Kurzfilmpreis nominierten Shorts aus ganz Europa in drei Kurzfilmprogrammen: SHORT MATTERS mit den Gewinnerfilmen von 15 ausgewählten europäischen Festivals aus dem Vorjahr avancierte bis einschließlich 2015 zu einem festen Bestandteil des Festivals und gewann in dieser Zeit einen festen Stamm an Fans mit ausgeprägtem Interesse am europäischen Kurzfilm. Da es sich allerdings um kuratierte Programme handelte, kam es immer häufiger vor, dass dort enthaltene Filme bereits zuvor im regulären Programm von exground filmfest zu sehen waren. Deshalb entschloss sich das Organisationsteam, SHORT MATTERS wieder aus dem Programm zu nehmen.
2009: „Neues aus Deutschland“ als zusätzliche Festivalreihe

„Warum in die Ferne schweifen – wenn das Gute liegt so
nah?“. Was für exground filmfest schon lange zutrifft, gilt
auch für den international immer erfolgreicheren deutschen
Film. Ihm widmete das Organisationsteam zur 22. Auflage
von exground filmfest erstmals eine eigene Festivalreihe: „Neues aus Deutschland“. Zudem nutzten zwei Institutionen für ihre Wettbewerbe das Internationale Filmfestival in Wiesbaden als ausgewiesen professionelle Plattform: So präsentierte das Bundesministerium für Arbeit und Soziales die Preisträger und Preisträgerinnen seines bundesweiten Wettbewerbs „film ab! 50“, und im Rahmen der Eröffnung der exground youth days wurde der erstmals ausgeschriebene Intervideo-Nachwuchspreis der gleichnamigen Mainzer Filmproduktion verliehen. Letzterer erhielt den Deutschen Kulturförderpreis 2010, was indirekt das Renommee von exground filmfest als bewährte Plattform für hochwertige Kurz- und Langfilmprogramme bestätigte.
2010: Die erste Hommage in der Geschichte von exground filmfest

Erstmals in seiner 20-jährigen Festivalgeschichte widmete exground filmfest einem Künstler eine Hommage: Vorhang auf für acht Filme des deutschen Schauspielers, Drehbuchautors und Regisseurs Ulli Lommel, der mit einigen seiner Werke Filmgeschichte geschrieben hat. Dazu gehören LIEBE IST KÄLTER ALS
DER TOD (mit Ulli Lommel in der Rolle eines eiskalten Gangsters
in Fassbinders Erstling), DIE ZÄRTLICHKEIT DER WÖLFE von
1973, (Lommels Durchbruch als Regisseur) sowie die beiden von Andy Warhol produzierten Kultfilme BLANK GENERATION von 1978 (mit einer fantastischen Carole Bouquet in einer der Hauptrollen) und COCAINE COWBOYS von 1979 (u. a. mit Hollywood-Star Jack Palance). Stilbildend wirkte Lommel auch mit seinem Horrorthriller THE BOOGEYMAN von 1980, seiner kommerziell erfolgreichsten Regiearbeit (u. a. 4 Wochen die Nummer 1 in den US-Kinocharts). Die Hommage wurde abgerundet mit einer Lesung von Ulli Lommel aus seiner Autobiografie ZÄRTLICHKEIT DER WÖLFE – BEGEGNUNGEN in der Wiesbadener Wartburg und der Eröffnung seiner Ausstellung „American FotoNovelas“ in der art gallery Wiesbaden.
2011 und 2012: Eine umfassende Werkschau und besondere Highlights zum Jubiläum

Im Jahr 2011 präsentierte exground filmfest erstmals eine
umfassende Werkschau eines einzigen Künstlers: Im Rahmen
des Länderschwerpunkts Israel zeigte das Organisationsteam die
vielfach prämierten Dokumentarfilme von Eyal Sivan, dessen Werk
vor allem in Israel ungewöhnlich kontrovers diskutiert wird. Einmal
mehr erwies sich damit exground filmfest als Plattform für hitzige Diskussionen und lebendigen Austausch.

von Karl Nussbaum
Zum Jubiläum des Festivals im Jahr 2012 überraschte
das Organisationsteam das Publikum mit zwei ganz besonderen
Programmpunkten: mit der Ausstellung IHR
GLÜCKLICHEN AUGEN des renommiertesten zeitgenössischen
Fotografen aus Israel, Rudi Weissenstein, und
mit dem KINO À LA MINUTE der eidgenössischen Performancekünstlerin
Nora de Baan, womit der Länderschwerpunkt zur Schweiz ungewöhnlich ergänzt wurde. Zudem waren 2012 im Rahmen der Rückschau auf 25 Ausgaben von exground filmfest Highlights aus den bisherigen Festivals zu sehen, darunter WOLFZEIT von Michael Haneke, THE THREE BURIALS OF MELQUIADES ESTRADA von Tommy Lee Jones – und ein speziell für diesen Anlass zusammengestelltes Programm des US-Regisseurs Karl Nussbaum: FILMKUNST UND VIDEOPERFORMANCE.
Bei den youth days wurde 2011 eine weitere Auszeichnung etabliert: ein zunächst
undotierter und seit 2018 mit 500 EUR versehener Preis für den besten
Kurzfilm im Rahmen des Jugendfilmfestivals von exground filmfest.
2013 und 2014: Neuer Preis für Jugendfilme, neuer Name für „Neues aus Deutschland“

Seit 2013 flankiert ein mit 1.000 EUR dotierter Publikumspreis
die Entscheidung der Jugendjury im „youth days – Internationalen Jugendfilm-
Wettbewerb“. Über Stimmkarten (seit 2023 ausschließlich digital) haben
die Filmfans die Möglichkeit, ihren Favoriten unter den Jugendfilmen
aus aller Welt zu bestimmen – und damit den Sieger bzw. die Siegerin zu küren, der/die das von der Landeshauptstadt Wiesbaden ausgelobte Preisgeld von 1.000 EUR erhält. Damit wird die Jugendfilmsektion von exground filmfest weiter aufgewertet, was sich seitdem auch positiv auf die Bereitschaft der international tätigen Verleihund Produktionsfirmen ausgewirkt hat, Filme für den Internationalen Jugendfilm- Wettbewerb im Rahmen der exground youth days einzureichen. Im Jahre 2014 erhielt die Festivalsektion „Neues aus Deutschland“ einen neuen Namen: Sie „firmiert“ seitdem unter „Made in Germany“ und trägt damit dem immer internationaleren Profil des exground filmfest Rechnung.
2015–2016: Kulturfonds Frankfurt RheinMain fördert Fokusprogramm; Premiere von DAS BRETT in der Reihe „Made in Germany“

Mit seinem Gespür für gesellschaftliche Entwicklungen und politische Themen kuratierte das Organisationsteam von exground filmfest erstmals in seiner Geschichte ein Programm mit Kurzfilmen zum Thema „Flucht“. Zudem versucht
das Team der exground youth days, seit 2016 junge Geflüchtete in die Wiesbadener Jugendjury zu integrieren, die jedes Jahr über den Hauptpreis im Internationalen Jugendfilm-Wettbewerb entscheidet. Zudem haben junge Geflüchtete seitdem immer wieder die Gelegenheit erhalten, in Workshops selbst mit dem Medium Film zu arbeiten und das Ergebnis im Rahmen der exground youth days auf der großen Leinwand zu präsentieren.
Um die Filme aus aller Welt einem noch größeren Publikum zugänglich zu machen,
lassen die Verantwortlichen von exground filmfest seit 2016 für alle Spiel und
Dokumentarfilme in der Primetime sowie alle Jugendfilme in der Caligari
FilmBühne deutsche Untertitel anfertigen. Das gilt auch für alle Langfilme des
jeweiligen Länder- bzw. Themenschwerpunktes. Apropos Länder- bzw. Themenschwerpunkt: Seit 2016 unterstützt der Kulturfonds RheinMain den jeweiligen Festivalfokus als großzügiger Förderer. Der jeweilige Fokus wird flankiert von Rahmenveranstaltungen wie Podiumsdiskussionen, Videokunst in Kooperation mit dem Nassauischen Kunstverein in Wiesbaden sowie Konzerten und Lesungen. Ausgewählte Filme aus dem Länder- bzw. Themenschwerpunkt werden seit Anfang an auch in ausgewählten Kinos in Frankfurt am Main, Mainz und Darmstadt gezeigt, unter anderem im Pupille – Kino in der Uni.
Eine weitere Premiere von 2016 betraf die Festivalsektion „Made in Germany“:
Seit diesem Jahr vergibt exground filmfest eine Auszeichnung für den besten
deutschen Langfilm – und zwar den weltweit ersten Preis einer Gefangenenjury.
DAS BRETT ist dotiert mit mindestens 1.000 EUR und wird gestiftet von „Die
WERFT – Kulturbühne in der JVA Wiesbaden“. Da die Kulturbühne ihre Arbeit
im Zuge der Corona-Pandemie noch nicht wieder aufgenommen hat, entscheidet
seit 2020 das Publikum über den Sieger oder die Siegerin im Wettbewerb um
DAS BRETT. Zudem ist das Preisgeld inzwischen auf 3.000 EUR erhöht worden.
2017–2019: Fokus auf Filmen aus autokratisch regierten Ländern; Preisgeld für den besten Kurzfilm der exground youth days



Trotzdem das Festivalteam den jeweiligen Länderschwerpunkt von exground filmfest bereits eineinhalb Jahre vorher in den Förderanträgen festlegen muss, bewiesen die Verantwortlichen gerade mit der Türkei, den Philippinen und Brasilien ein gutes Händchen bei der Auswahl: Mit den rigide regierenden Präsidenten Erdogan, Duterte und Bolsonaro an der Spitze drifteten alle drei Länder in Richtung Autokratie und Willkür – die demokratischen Kräfte wurden deutlich geschwächt, die Zahl an Menschenrechtsverletzungen nahm signifikant zu. Die Filme in den Programmen des Länderfokus zeigten einmal mehr, dass Gesellschaftskrisen der beste Dung sind, auf dem die Kreativität und Innovationskraft gerade von jungen Regisseuren und Regisseurinnen am besten gedeiht. Dementsprechend waren die Länderschwerpunkte zur Türkei, zu den Philippinen und
Brasilien gespickt mit künstlerischen Highlights. Um die Jugendsektion von exground filmfest weiter aufzuwerten, ist auch der Wettbewerb um den besten Vorfilm der exground youth days seit 2018 mit einem Preisgeld von 500 EUR dotiert. Über den Sieger bzw. Siegerin in diesem Wettbewerb entscheidet ebenfalls eine Wiesbadener Jugendjury, die zudem für die Vergabe des besten Langfilms im Internationalen Jugendfilm-Wettbewerb verantwortlich ist.
2020–2022: Corona stellt das Festivalteam vor große Herausforderungen; die Festivalsektion „International“ wird aufgesplittet

Im Jahr 2020 konnte exground filmfest erstmals in seiner Geschichte nicht vor
Publikum in den Spielstätten der Rhein-Main-Region stattfinden; da das Organisationsteam in weiser Voraussicht zweigleisig geplant hatte, konnte dank Festival Scope immerhin ein ausgewähltes Programm online über die Bühne gehen; zudem wurden die Eröffnungs- und die Abschlussveranstaltung live gestreamt – und zauberten so via unserem YouTube-Kanal etwas Festivalatmosphäre in die heimischen Wohnzimmer. Auch im Jahr danach war es nur unter strengsten Hygieneauflagen und mit deutlich reduzierten Sitzplätzen in den Kinos möglich, die abermals rund 200 Kurz- und Langfilme vor Publikum zu zeigen – und sogar einige Filmgäste in unserem Festivalcenter zu begrüßen. Und selbst im Jahr 2022 waren die Auswirkungen der Corona-Pandemie insofern zu spüren, als das Publikum nach abermals steigenden Infektionszahlen
nicht so zahlreich wie sonst den Weg in die Festivalspielstätten
fand und der Vorstand von exground filmfest zum Schutz
von Gästen, Team und Publikum eine Maskenpflicht auf
den Laufwegen in den Kinos empfahl. Die zweigleisige Planung in all diesen Jahren hat dem ehrenamtlichen Organisationsteam einiges abverlangt, aber auch dazu geführt, dass sich die Verantwortlichen für das Wiesbadener Kinofestival innerhalb kürzester Zeit mit den Herausforderungen von Digital Cinema, Live Streaming etc. vertraut gemacht haben. Neben dem technischen und organisatorischen Kraftakt musste das Wiesbadener Festival auch noch den Abgang einiger wichtiger Sponsoren und Förderer verkraften. Einerseits hat sich exground filmfest in den drei Jahren fit für die digitale Zukunft gemacht – andererseits aber die nicht durch Streaming- Plattformen aufzuwiegenden Vorteile von Kino vor Ort schätzen gelernt. Daher lautet das Credo des Organisationsteams weiterhin – und nach den Erfahrungen in der Coronazeit umso mehr: Cinema first! Die persönliche Begegnung von Publikum und Filmgästen sowie das gemeinsame Filmerlebnis in den Kinos sind durch nichts zu ersetzen.

Um das Profil des Festivals weiter zu schärfen und die Programmstruktur transparenter zu machen, beschloss das Festivalteam
im Jahr 2021, die angestammte Sektion „International“ in die beiden Reihen „European Cinema“ und „World Cinema“ aufzusplitten.
2023–2024: Cinema first; Mitgründung der AG Filmfestival und erster Themenschwerpunkt im Fokusprogramm
Im Festivaljahr 2023 hieß es endlich wieder „Cinema first!“ – und die Verantwortlichen
von exground filmfest konnten sich nach den schweren Corona-Jahren wieder über rund 15.000 Zuschauer/-innen und fast 100 Filmgäste zum Länderschwerpunkt Chile und darüber hinaus freuen. Dieser Erfolg zeigt einmal mehr, dass sich das Kinoerlebnis vor Ort sowie die lebhaften und kontroversen
Filmgespräche und Diskussionen auch unter den Besuchern und Besucherinnen durch nichts ersetzen lassen – schon gar nicht durchs digitale Heimkino. 2024 markierte gleich in zweierlei Hinsicht eine Zäsur: Zum einen gehörte exground filmfest zu den Gründungsmitgliedern der AG Filmfestival, womit zum
ersten Mal die Stimmen der wichtigsten Festivals in Deutschland in einer politisch wirksamen Interessenvertretung gebündelt wurden. Zum anderem präsentierte exground filmfest in seinem angestammten Fokusprogramm mit Filmen zu „Flucht und Vertreibung“ erstmals einen Themenschwerpunkt und schuf damit ein Forum für die Auseinandersetzung mit diesem ebenso wichtigen wie drängenden Thema.
exground filmfest: Weit mehr als ein Filmfestival, das einmal im Jahr stattfindet

Der Wiesbadener Kinofestival e. V. ist aber nicht nur mit dem exground filmfest im November präsent. Ab 1997 gab es eine exground-Halbzeit – mit Filmen zu thematischen Schwerpunkten wie Essen, Wasser, Horror oder „Summer of Love“
und einem „Tanz in den Mai“. Zudem zeigt das Festivalteam seit 1999 jeden Monat in der Wiesbadener Caligari FilmBühne einen exground Film des Monats – und seit 2005 einen exground Jugendfilm des Monats (diese Reihe wurde im Sommer 2024 eingestellt). Zudem war das Filmfest in etlichen Jahren mit den Reihen „Film und Frühstück“ und „Filmstadt Wiesbaden“ in der Caligari FilmBühne vertreten.
International vernetzt und gefragt
Weitere Zeichen dafür, dass exground filmfest schon lange den Kinderschuhen
entwachsen ist, sind die von Jahr zu Jahr wachsende Verankerung des
Filmfestes in der internationalen Festivallandschaft und der immer intensivere
Austausch mit anderen internationalen Filmfestivals: So war Wiesbadens Partnerstadt
San Sebastian im November 2003 mit dem baskischen Kurzfilmprogramm
KIMUAK bei exground filmfest vertreten – 2007 und 2012 präsentierte
das Haus baskischer Studien wieder eine Kurzfilmrolle anlässlich des Jubiläums
10 bzw. 15 Jahre KIMUAK, und 2009 zeigte das Internationale Kurzfilm Festival
Uppsala das Beste aus seinem schwedischen Wettbewerb im Rahmen des
exground-Länderschwerpunkts Schweden. Auch weitere Festivals aus Deutschland
und Japan waren immer wieder mit eigenen Programmen in der Caligari
FilmBühne zu Gast, unter ihnen Nippon Connection aus Frankfurt am Main,
goEast – das Festival des mittel- und osteuropäischen Films aus Wiesbaden und
das Pia International Film Festival aus Tokio. Darüber hinaus präsentierte das
Festival „CineForte3“ in Tel Aviv dem israelischen Publikum im Februar 2004
ein „Best of“-Programm von exground filmfest. Und anlässlich des Jubiläums
von exground filmfest erfuhren die Organisatoren des Wiesbadener Festivals
eine besondere Ehrung: Erstmals wurde exground filmfest auf dem Empfang
der Hessischen Landesregierung im Rahmen der Berlinale im Februar 2007 präsentiert
– zusammen mit dem Internationalen Kinderfilmfestival LUCAS, dem
Open Air Filmfest Weiterstadt und dem Hessischen JugendMedienFestival „Visionale“.
Anhand von Trailern, Filmausschnitten, Plakaten und Katalogen konnten
sich die vielen Fachbesucher und Fachbesucherinnen von der Vielfalt und der
zunehmenden Bedeutung der hessischen Filmfeste in Deutschlands Festivalkalender
überzeugen.
Bei aller Expansion ist die Experimentierfreude nicht verloren gegangen

Gerald Pucher, Brigitte Strubel-Mattes und Ulrike Hampl
(von links nach rechts)
exground filmfest ist Mitglied des „Verbunds Filmfestivals
Hessen“ und im Bundesverband der AG Kurzfilm – und seit 2004
im Arbeitskreis Stadtkultur Wiesbaden. Bereits im Juni
2002 hatte exground filmfest die Aufnahme in die European
Coordination of Film Festivals (ECFF) geschafft – der europäischen Vertretung
der Filmfestivals in Brüssel, die 2012 wieder aufgelöst wurde. Über diese Mitgliedschaft konnten Filmprogrammangebote der ECFF genutzt und der Austausch bzw. die Vernetzung mit den anderen europäischen Festivals intensiviert werden. Positiver Nebeneffekt: Inzwischen hat exground filmfest nicht nur einen guten Klang im Rhein-Main-Gebiet, sondern auch in Tokio, Los Angeles und New York, wo das Filmfestival seit Jahren mit einem eigenen Büro vertreten ist.
„250 akkreditierte Fachbesucher zeigen, wie weit der Ruf des Exground-Festivals
auch auf internationaler Ebene mittlerweile gedrungen ist. Doch trotz dieser
Expansion, so stellte die Wiesbadener Kulturdezernentin Rita Thies in ihrer
Eröffnungsrede fest, hat Exground seine experimentierfreudigen Wurzeln nicht
verloren.“ (Filmecho/Filmwoche 48, November 2002).
Helfer und Förderer als Co-Autoren der Erfolgsgeschichte

Ohne das ehrenamtliche Engagement des rund zehnköpfigen
Organisationsteams, aber auch unzähliger freiwilliger Helfer und
Helferinnen während des Festivals wäre es sicherlich nicht möglich gewesen, die Erfolgsstory exground filmfest zu schreiben. In all den Jahren war dafür natürlich auch unabdingbar, dass eine Reihe von Institutionen und Unternehmen dem Veranstaltungsteam von exground filmfest mit Geld- und/ oder Sachleistungen unter die Arme gegriffen haben. Hier sind in erster Linie das Kulturamt der Landeshauptstadt Wiesbaden, die Hessische Filmförderung (heute: die Hessen Film & Medien GmbH) und das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst (heute: das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur) zu nennen.
Prachtvolles Festivalzentrum: die Caligari FilmBühne

Festivalzentrum ist die denkmalgeschützte Caligari FilmBühne im Herzen
Wiesbadens, in unmittelbarer Nähe zu Marktplatz und hessischem
Landtag und mit einem Art-Deco- Saal aus der großen Zeit des Kinos für rund 430 Besucher. Ein großzügiges Foyer bietet Raum für weitere Festivalveranstaltungen, eine Bar sorgt für das leibliche Wohl – und dafür, dass die Gäste hier gerne länger verweilen. Im Foyer der Caligari FilmBühne finden Rahmenveranstaltungen von exground filmfest statt: unter anderem Podiumsdiskussionen, Lesungen, Konzerte, Partys, Lounges, spezielle Filmvorführungen, Videoinstallationen und Ausstellungen, die regelmäßig ausverkauft sind.
Neben der Caligari FilmBühne als Festivalzentrum standen mit dem Kulturpalast
(bis 2018) und dem Alpha Kino (bis 2009) zwei weitere feste Spielstätten von
exground filmfest im Zentrum von Wiesbaden mit insgesamt 200 Sitzplätzen zur
Verfügung. Als zusätzlicher Spielort wurde im Jahr 2009 das Murnau-Filmtheater
mit seinen 100 Plätzen in die Liste der Festival-Locations aufgenommen und
zur 23. Festivalausgabe im Jahr 2010 neben der Caligari FilmBühne und dem
Kulturpalast als dritte Spielstätte von exground filmfest etabliert. Und seit 2019
finden Film- und andere Veranstaltungen zudem in der Krypta der Marktkirche
statt, die für eine ganz besondere Festivalatmosphäre sorgt und ca. 60 Personen
Platz bietet.
Die Zukunft: exground filmfest ist für das digitale Zeitalter gut gerüstet

Die zunehmende Digitalisierung des Kinos hatte in den vergangenen Jahren zu
einem wahren Wildwuchs an Formaten geführt. Nicht selten mussten daher
„Filme“ in mühsamer Kleinarbeit umkopiert werden, um sie überhaupt dem Publikum präsentieren zu können. Der unaufhaltsame Trend zu digitalen Formaten
bewog das Festivalteam daher dazu, den Deutschen Kurzfilm-Wettbewerb für
neue Abspielformate zu öffnen, den 2002 eingeführten ON-VIDEO-Wettbewerb
in Internationalen Kurzfilm-Wettbewerb umzubenennen und die Vorgaben für die
Formate der eingereichten Filme enger zu fassen. Doch das digitale Zeitalter bietet auch Chancen für exground filmfest. Ab 2006 hatten Filmschaffende
zusätzlich die Möglichkeit, ihre Filme über die Internetplattform reelport einzureichen: Sie loadeten up – und exground down. Dadurch stiegen
die Einreichungen in den Folgejahren sprunghaft an. Und 2018 wurde das Prozedere für die Film- Entrys weiter vereinfacht: Seitdem können die
Filmschaffenden ihre kurzen und langen Werke ganz bequem und ausschließlich über die Website www.exground.com einreichen. Die Flut an Einreichungen von über 2.000 Kurz- und Langfilmen pro Jahr stellt die immer noch komplett ehrenamtlich tätige Sichtungskommission von exground filmfest vor die immense Herausforderung, aus der Masse die Klasse herauszufiltern. Dank hoher Sachkenntnis und Erfahrung haben es die geübten „Trüffelschweine“ aus Wiesbaden aber bislang immer geschafft, einige Filmperlen aufzuspüren, die dann ihre Kinopremiere beim exground filmfest feierten.
Neben der Caligari FilmBühne als Festivalzentrum standen mit dem Kulturpalast
(bis 2018) und dem Alpha Kino (bis 2009) zwei weitere feste Spielstätten von
exground filmfest im Zentrum von Wiesbaden mit insgesamt 200 Sitzplätzen zur
Verfügung. Als zusätzlicher Spielort wurde im Jahr 2009 das Murnau-Filmtheater
mit seinen 100 Plätzen in die Liste der Festival-Locations aufgenommen und
zur 23. Festivalausgabe im Jahr 2010 neben der Caligari FilmBühne und dem
Kulturpalast als dritte Spielstätte von exground filmfest etabliert. Und seit 2019
finden Film- und andere Veranstaltungen zudem in der Krypta der Marktkirche
statt, die für eine ganz besondere Festivalatmosphäre sorgt und ca. 60 Personen
Platz bietet.
Um diese Filmperlen auch über die zunehmend wichtigen sozialen Medien vermarkten zu können, haben die Organisatoren von exground filmfest im Jahr
2022 ein eigens dafür verantwortliches Social-Media-Team etabliert. Die Experten
und Expertinnen für digitale Kommunikation „füttern“ die sozialen Medien
wie Facebook, Instagram und TikTok regelmäßig und übers gesamte Jahr hinweg
mit Beiträgen, Posts und Reels, um neue Freunde und Freundinnen für das
Festival zu gewinnen – und alle Interessierten über die neuesten Entwicklungen
zu exground filmfest auf dem Laufenden zu halten.
Von: Gerald Pucher, Organisationsteam exground filmfest
Stand: 5. Februar 2025








