Pressemitteilung 23. September 2024

Save the Date: exground filmfest 37 findet vom 15. bis 24. November in Wiesbaden statt 

Vom 15. bis 24. November 2024 präsentiert exground filmfest in seiner 37. Ausgabe wieder ein umfassendes Film- und Rahmenprogramm in Wiesbaden. Gezeigt werden sowohl lange als auch kurze Werke in den Gattungen Spielfilm, Dokumentarfilm, Animation und Experimentalfilm. Begleitende Diskussionen, Vorträge, Ausstellungen, eine Lesung sowie die exground youth days ergänzen das nationale und internationale Filmangebot. 

Themenfokus Flucht und Vertreibung 

Während das Festival mit seinem Länderfokus in den vergangenen Jahren den Blick verstärkt auf das unabhängige Filmschaffen in Staaten mit erstarkendem Rechtspopulismus und autoritären Strukturen richtete, so nimmt die 37. Ausgabe eine global gefasste Perspektive ein.

Der Themenschwerpunkt „Flucht und Vertreibung“ zeigt engagierte, fiktionale wie dokumentarische Arbeiten des Weltkinos und setzt sich jenseits einfacher Antworten mit komplexen Ursachen und Folgen von Flucht auseinander: mit dem Klimawandel, Kriegen, Hunger, Menschenrechtsverletzungen, fehlender Rechtsstaatlichkeit, Verfolgung, neokolonialer Ausbeutung und wirtschaftlicher Perspektivlosigkeit.

Neben der tatsächlichen Flucht und den Abschottungstendenzen leuchtet der Themenschwerpunkt die vielfältigen Fluchtursachen und mögliche Auswege aus. Stellvertretend dafür steht der Gewinner des Wettbewerbs 2023 beim Internationalen Filmfestival Rotterdam, die einfühlsame dokumentarische Studie LE SPECTRE DE BOKO HARAM (FR/CM 2023) von Cyrielle Raingou, die sich mit den Lebenswirklichkeiten von Kindern in Nordkamerun, den Dynamiken von Verzweiflung und Hoffnung, der zerstörerischen Kraft des Terrorismus und dem emanzipatorischen Potenzial von Bildung befasst.

Zusätzlich zu solch engagierten Produktionen über Flucht beleuchtet exground filmfest auch das Ankommen und die oft verdrängte Geschichte der Migration. Im Essayfilm BACKGROUND (DE 2023) setzt Khaled Abdulwahed sein Leben in Leipzig in Bezug mit dem im Konfliktgebiet zurückgelassenen Vater und dessen damaligem Studium in Deutschland. Dabei nähert er sich über die Medien Film und Fotografie der eigenen Familiengeschichte ebenso behutsam an wie dem Verhältnis zwischen Syrien und der DDR.

Nicht zuletzt im Zuge des auch in Deutschland nach rechts driftenden Diskurses um Migration, der Asylverschärfungen der Bundesregierung und der Länder sowie der bekanntgewordenen Massenabschiebungspläne von AfD und extrem rechter Akteure setzt exground filmfest ein Zeichen für einen Zugang zum Thema „Flucht und Vertreibung“ jenseits populistischer Problemrhetorik. Mit dem Programm aus Filmen und Gesprächen, Fotoausstellung, Videokunst, Lesung, Vorträgen und einer Podiumsdiskussion bietet das Festival 2024 den Rahmen für einen informierten und differenzierten Diskurs.

Eröffnungsfilm THE STORY OF SOULEYMANE von Boris Lojkine 

Passend zum Themenfokus wird exground filmfest 37 mit dem präzise inszenierten düsteren Drama THE STORY OF SOULEYMANE (FR 2024) von Boris Lojkine eröffnen. Lojkines Philosophiehintergrund prägt seine Regiearbeit sehr. Während Souleymane durch die Straßen von Paris radelt, um Mahlzeiten auszuliefern, wiederholt er seine Geschichte. In zwei Tagen steht die Anhörung zu seinem Asylantrag an, der Schlüssel zu seinen Aufenthaltspapieren. Aber Souleymane ist nicht bereit. In Lojkines Film erhalten die anonymen Fahrradboten eine Identität und ihre Geschichten zurück, und der Regisseur lässt sie erzählen, was das Schicksal in Frankreich für sie bereithielt. Der Dreh fand mit einer sehr reduzierten Crew von nur fünf bis sechs Leuten statt, ohne Beleuchtung oder sonstige Technik. Die Fahrradszenen wurden von anderen Fahrrädern aus gefilmt. Zu sehen ist ein beeindruckendes Ergebnis.

Eröffnungsfilm exground youth days

Eine weiterer Eröffnungsfilm ist die internationale Koproduktion THE DOG THIEF (BO/CL/MX/FR/EC/IT 2024) von Vinko Tomičić Salinas, mit dem die exground youth days starten. Martín, ein Schuhputzer, der in den Straßen von La Paz, Bolivien, arbeitet, beschließt, den Hund seines besten Kunden zu stehlen, eines einsamen Schneiders, den er sich als seinen Vater vorzustellen beginnt.

Highlights aus dem Programm 

In der Reihe World Cinema zeigt exground filmfest Nelicia Lows preisgekröntes Fechterfamiliendrama PIERCE (SG/TW/PL 2024). Lows Lang­film­debüt erzählt packend von zwei fech­tenden Brüdern und ihrer allein­er­zie­henden Mutter, die ihren Lebens­un­ter­halt als Sängerin in einem Nachtklub verdient. Der ältere Sohn hat in einem Wett­be­werb seinen Gegner mit abge­bro­chener Klinge tödlich verletzt und dafür eine mehr­jäh­rige Jugend­ge­fäng­nis­strafe abge­sessen. Als er in die Freiheit zurückkehrt, versucht die Mutter ihn vom jüngeren Bruder fern­zu­halten, nicht von seiner Unschuld überzeugt. Die Brüder nähern sich trotzdem an und genießen heimlich ihre neu aufge­baute Beziehung, bis ein Fecht­vor­fall zu einem dramatischen Handlungsgipfel führt. Low, die auch das Drehbuch selbst verfasste, war selbst bis 2010 als Fechterin für Singapur aktiv.

In derselben Reihe läuft das iranische Drama THE OLD BACHELOR (IR 2024) von Oktay Baraheni. In einem wirtschaftlich angeschlagenen Iran leben zwei Brüder mittleren Alters bei ihrem tyrannischen Vater. Der zu Wutausbrüchen neigende und von Chauvinismus getriebene Mann wurde von seiner zweiten Frau verlassen, die er missbrauchte. Jetzt schikaniert er seinen ältesten Sohn, während der jüngere Bruder darüber nachdenkt, wie er seinen Vater umbringen könnte. Als der Mann die Wohnung über ihm an eine junge Frau vermietet, um sie zu heiraten, bringt die Anziehungskraft der Frau auf den älteren Sohn diese zutiefst geschädigte Familie langsam an den Rand des Abgrunds. Eine griechische Tragödie im modernen Gewand.

In der Reihe European Cinema ragt der Musicalthriller EMILIA PÉREZ (FR 2024) des mehrfach preisgekrönten Regisseurs Jacques Audiard heraus, der dieses Jahr in Cannes schon zweifach ausgezeichnet wurde. Die Anwältin Rita ist ein kleines Licht in einer großen Firma: überqualifiziert, aber unterrepräsentiert. Ihrer Intelligenz verdanken Drogendealer, Mörder und Kartellbosse die Freiheit. Im Blitzlichtgewitter sonnt sich hinterher ihr stets korrumpierbarer Chef. Bis sich ihr eines Tages ein Ausweg bietet: Kartellboss Manitas del Monte will mit ihrer Hilfe aus der Mafia-Welt aussteigen und ein neues Leben für seine Frau Jessi und die Kinder organisieren und einen Plan umsetzen, den er seit Jahren im Verborgenen vorbereitet hat: sich voll und ganz in die Frau zu verwandeln, die er tief im Inneren schon immer war: EMILIA PÉREZ. Zu sehen ist eine grandiose Starbesetzung.

Tyler Taorminas dramatische Komödie CHRISTMAS EVE IN MILLER’S POINT (US 2024) läuft in der Reihe American Independents. Vier Generationen der Familie Balsano treffen sich zum vermutlich letzten Weihnachtsfest in ihrem Familienhaus auf Long Island. Ungestüme Tanten, Onkel, Cousins und eine unbezähmbare Großmutter trinken sich fröhlich und reden ohne Ende. Während sich die Gruppe im ausgelassenen Feiern verliert, schleichen sich Emily und Michelle davon, um das vorstädtische Winterwunderland für ihre jugendliche Rebellion zu nutzen. In seinem Nachfolger des gefeierten HAM ON RYE drückt Autor und Regisseur Tyler Taormina dem Weihnachtsfilm seinen unheimlichen filmischen Stempel auf und vermischt gekonnt Komödie, Nostalgie, Pathos und Misanthropie.

Filmpreis Amnesty International Wiesbaden als Premiere

Traditionell macht sich exground filmfest für das Wahren der Menschenrechte stark. Die schon seit vielen Jahren etablierte Kooperation mit amnesty international hat dieses Jahr einen besonderen Stellenwert erhalten. Neben den traditionellen Preisen wird beim exground filmfest 37 eine Jury erstmals den mit 1.000 EUR dotierten Filmpreis Amnesty International Wiesbaden für den besten Langfilm im Themenschwerpunkt Flucht und Vertreibung vergeben.

Das vollständige Programm des Festivals wird nach der Pressekonferenz (31. Oktober, 11 Uhr, Caligari FilmBühne) bekanntgegeben und ist dann unter www.exground.com zu finden. 

 exground filmfest dankt allen Förderern und Kooperationspartnern! 

 ex37_Partner_Sponsoren_2024.pdf

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Pressekontakt: 
Wiesbadener Kinofestival e. V. 
exground filmfest 
Marta Moneva-Enchev 
presse@exground.com 
www.exground.com