exground filmfest 33 veröffentlicht Programm

121 Filme aus 45 Ländern // Themen: starke Frauen & Familienbande // Klaus-Lemke-Special // DAS BRETT in diesem Jahr Publikumspreis // Geld- und Sachpreise im Wert von 17.500 EUR

Das Programm für die 33. Ausgabe von exground filmfest ist ab sofort online verfügbar. In seiner Corona-Edition präsentiert das Festival vom 13. bis 22. November insgesamt 121 unabhängig produzierte Lang- und Kurzfilme aus 45 Ländern in den Wiesbadener Spielstätten. In Zusammenarbeit mit den neuen Partnern Festivalscope und Shift72 können darüber hinaus große Teile des Filmprogramms OnDemand angeschaut werden. Zum ersten Mal werden Eröffnung und Preisverleihung live übertragen sowie Panels und Filmgespräche für den YouTube-Kanal von exground filmfest aufgezeichnet. In diesem Jahr sichtete das Kuratorenteam über 2.000 Einreichungen aus 111 Ländern. In insgesamt sechs Wettbewerben werden Geld- und Sachpreise im Wert von 17.500 EUR vergeben.

Wir sind sehr froh darüber, die vielen Herausforderungen bisher gemeistert und ein qualitativ hochwertiges Festivalprogramm in fast gewohntem Umfang auf die Beine gestellt zu haben“, erklärte Andrea Wink vom Festivalteam auf der heutigen Pressekonferenz. „Wir hoffen darauf, dass die Besucher/-innen in die Wiesbadener Spielstätten kommen und können nur dazu ermuntern, auch das OnDemand-Angebot wahrzunehmen.“


Länderstatistik, Rahmenprogramm und Spielstätten

Unter den ausgewählten Filmen befinden sich acht Welt-, eine internationale, drei Europa- und 30 Deutschland-Premieren. Die Länderstatistik führt Deutschland mit 41 Produktionen an, gefolgt vom diesjährigen Fokusland Italien (20) und Frankreich (10). Ebenfalls im Programm vertreten sind Filme aus Albanien, Guatemala, dem Irak, Kolumbien und Uruguay.

Neben dem Filmprogramm erwartet die Gäste bei den exground xtras ein den Umständen angepasstes Rahmenprogramm mit Panels, Ausstellungen und Events wie der beliebten exground-Gong-Show und dem Filmquiz mit Rex Kramer. In der Krypta der Marktkirche wird Moderator Bernd Brehmer in seinem Programm LES ANNÉES SCOPITONES die Vorläufer der Musikvideos präsentieren, die in den 60er-Jahren in jukeboxähnlichen Geräten mit Monitor abgespielt wurden. Seine Auswahl an Scopitones-Perlen auf 16-mm-Originalkopien reicht von Sylvie Vartan über Petula Clark bis Debbie Reynolds sowie Alice & Ellen Kessler.

Außer der Krypta zählen die Caligari FilmBühne und das Murnau-Filmtheater sowie der Nassauische Kunstverein zu den Festivalspielorten. Das Theater im Pariser Hof ist erstmals vertreten und beherbergt in diesem Jahr die LESUNG: QUATTRO LIBRI mit Eva-Maria Damasko und Markus Schippers. Ausgesuchte Filme aus dem Länderschwerpunkt Italien sind wie immer nicht nur in Wiesbaden, sondern auch in Darmstadt (programmkino rex) und Frankfurt am Main (Pupille Kino, Kino des DFF) zu sehen.


Trailer exground filmfest 33: TRANSGRESS BORDERS

Der diesjährige Festivaltrailer TRANSGRESS BORDERS (Deutschland 2020) von Martin Gessner zeigt eindrücklich, wie mit filmischen Mitteln Grenzen, die in der heutigen Zeit auf persönlicher und gesellschaftspolitischer Ebene immer mehr errichtet werden, überwunden werden können.

> Trailer exground filmfest 33 anschauen


Filmprogramm: Starke Frauen und Familienbande

Die Lang- und Kurzfilme der Wettbewerbsprogramme zeichnen ein ausgeglichenes Gender-Verhältnis hinter der Kamera: Etwa die Hälfte der Produktionen stammen hier von Regisseurinnen, wie etwa bei sieben der 13 Langfilme in den Sektionen „Made in Germany“ und „Internationaler Jugendfilm-Wettbewerb“.

Thematisch befassen sich diverse Filme im Programm mit starken Frauen und Familienbanden: In der französisch-kanadischen Westernhommage SAVAGE STATE (2019) [L‘ÉTAT SAUVAGE] von David Perrault spielen Frauen einmal nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern haben den Colt fest in der Hand.

Die schräge Einzelgängerin Patty (Emily Skeggs) macht sich in Adam Carter Rehmeiers DINNER IN AMERICA (USA 2020) nichts aus vermeintlichen Schönheitsidealen. Zusammen mit dem flüchtigen Punkrocker Simon (Kyle Gallner) zieht sie auf einem irren Roadtrip durch die verfallenen Vororte des Mittleren Westens.

Starke Familienbande zeigt der Debütfilm TAGUNDNACHTGLEICHE von Lena Knauss (Deutschland 2020). Alexander begegnet endlich der vermeintlich großen Liebe seines Lebens in Gestalt der Varietékünstlerin Paula. Als er nach Paulas plötzlichem Unfalltod ihre Familie kennenlernt, fühlt Alexander sich auch zu deren Schwester Marlene hingezogen. Zunehmend verliert er sich zwischen den beiden Frauen und zwei Lieben.

Blicke in die Familienvergangenheit gewähren gleich zwei Dokumentarfilme: Während Janna Ji Wonders in WALCHENSEE FOREVER (Deutschland 2020) eindrucksvoll die Geschichte ihrer Familie über ein ganzes Jahrhundert erzählt, geht Sharon Ryba-Kahn in DISPLACED (Deutschland 2020) der Geschichte ihres Vaters auf den Grund. Der Versuch der Nachfahrin von Shoah-Überlebenden, mit dem Vater über dessen Vater während der Shoah zu sprechen, erweist sich als schwierig.


Gesellschaftskritik

Ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt im exground-Programm ist die Kritik an gesellschaftspolitischen Umständen. In THE EVENING HOUR (USA 2020) adaptiert Regisseur Braden King die gleichnamige Novelle von Carter Sickels: der 30-jährige Altenpfleger Cole Freeman verdient in einer postindustriellen Kleinstadt in den Appalachen mit Drogenhandel Geld dazu. Eine Anklage der verheerenden Auswirkungen, die Bergbauunternehmen auf Gesellschaft und Natur haben.

Ein Exposé über Bürger zweiter Klasse in einer intoleranten Gesellschaft liefert NASIR von Arun Karthick (Indien/Niederlande 2020). Nasir verliert trotz harter Arbeit und beengter Verhältnisse nicht seine gute Laune und seinen Glauben an das Gute. Als Muslim in Südindien ist er jedoch einem immer brutaleren Hindu-Nationalismus ausgeliefert.

Mit dem Status quo deutsch-jüdischer Identität befasst sich MASEL TOV COCKTAIL (Deutschland 2020) von Arkadij Khaet und Mickey Paatzsch. Dimitrij Liebermann (19) ist Jude und soll sich bei Tobi für den Schlag ins Gesicht entschuldigen. Auf dem Weg zu Tobi steht Dimitrij immer wieder vor einem Kampf, den er überwinden muss: seiner deutsch-jüdischen Identität. Der vielfach ausgezeichnete 30-Minüter läuft bei exground filmfest im Programm MiG 3-er mit zwei anderen mittellangen Filmen.


Klaus-Lemke-Special

Zu Ehren von Klaus Lemke, der gerade seinen 80. Geburtstag feierte, zeigt exground filmfest zwei seiner neuesten Produktionen. Als Inbegriff eines „Independent Filmmakers“ verschmäht Klaus Lemke das deutsche Filmförderungssystem und dreht mit kleinem Budget das, was ihn wirklich interessiert.

In EIN CALLGIRL FÜR GEISTER (Deutschland 2020) entsorgt eine tödliche Blondine im weißen Ford Gran Torino verliebte Opfer im Kanal von Venedig. Die schwarze Komödie im noch sorglosen München 2019 ist der finale Teil von Lemkes MAXVORSTADT-BALLADEN.

Seinen unvollendeten Projekten verschafft der Meister des unabhängigen deutschen Films mit BAD BOY LEMKE eine Plattform. Denn auch die in die Tonne gehauenen Werke sind radikal und kraftvoll.


Wettbewerbe beim exground filmfest

In insgesamt sechs Wettbewerben vergibt das exground filmfest Geld- und Sachpreise im Wert von 17.500 EUR (Übersicht aller Auszeichnungen). Die Jury des 19. Internationalen Kurzfilm-Wettbewerbs besteht aus Alexandra Gramatke, Geschäftsführerin der Kurzfilm Agentur Hamburg, Thomas Johnson, Künstler und Filmemacher aus Großbritannien, und Marion Klomfass, Festivalleiterin von Nippon Connection aus Frankfurt am Main.

Der Preis DAS BRETT kann in diesem Jahr wegen Covid-19 nicht von der Gefangenenjury vergeben werden. Daher hat sich der Trägerverein von exground filmfest, der Wiesbadener Kinofestival e. V., entschlossen, das Preisgeld selbst zu stiften und das Publikum in den Kinos über den Gewinnerfilm entscheiden zu lassen.

>Download Programmheft